WOWMOM – Der Mutmacher für deine Schwangerschaft
Lisa Harmann und Katharina Nachtsheim, Fischer Verlag, 2021
Lisa Harmann und Katharina Nachtsheim, beide Journalistinnen, betreiben zusammen einen der erfolgreichsten Elternblogs Deutschlands, die STADT LAND MAMA. Nach den zwei Büchern „Der Mama-Mutmacher fürs erste Jahr mit Kind“ (2019) und „Der Mama-Mutmacher für mehr Ich in all dem Wir“ (2020) gibt es nun Band 3, der sich mit dem Beginn der Schwangerschaft und all den vielfältigen widersprüchlichen umwerfenden Gefühlen und Tatsachen beschäftigt.
Durch viele verschiedene Autor*innen zeigen sie die emotionale Vielfalt - und vor allem, wie unterschiedlich Schwangerschaft erlebt wird. Es sind berührende, aufwühlende und wunderbare Berichte von unterschiedlichsten Schwangeren, private „Fotostorys“ und Gastbeiträge von Fachleuten dabei.
Authentisch und wertschätzend wird nichts ausgespart: Schwangerschaftsübelkeit, Sexualität, Ängste, Tipps und Tricks haben ebenso im Buch Platz wie das Thema ungeplante Schwangerschaft, Sternenkind und postpartale Depression. Ein Wegweiser vom Schwangerschaftstest bis zu den Gedanken vor der Geburt.
Einiges an Informationen (Kindergeld) ist für Österreich natürlich anders, und mir persönlich war es ein bisschen zu „schwangerschaftsübelkeitslastig“ im ersten Teil. Aber im Gesamten ein wunderbares Buch - auch für Mehrfach- und Nicht-mehr-Schwangere, um sich an diese einzigartige beeindruckende Zeit zu erinnern.
Eva Pankratz
Diesmal geht alles gut! Zuversichtlich in die neue Schwangerschaft
Angelika Markom, Goldegg, 2014
Wenn eine Frau bereits eine Schwangerschaft oder Geburt erlebt hat, die ganz anders verlaufen ist als sie sich das vorgestellt hat, dann kann das viele, auch negative Gefühle auslösen. Spätestens wenn der Gedanke an ein weiteres Baby im Raum steht oder wieder eine Schwangerschaft eingetreten ist werden die Themen, die noch nicht aufgearbeitet worden sind, wieder aktuell, was zu Zweifeln und Ängsten führen kann. Um mit diesen umgehen zu lernen, wurde dieses Buch geschrieben. Es richtet sich vor allem an Frauen in oder vor einer neuen Schwangerschaft, aber auch an deren Partner, an Verwandte, an Fachpersonen und auch an das neue Baby selbst, das mit liebevollen Briefen direkt miteinbezogen wird.
Dieses Buch bietet hilfreiche Fragestellungen und Tipps für jede Phase der Schwangerschaft und unterstützt nicht nur bei der emotionalen Vorbereitung auf die Geburt, sondern auch ganz praktisch durch Checklisten zu vielen Themen rund um Geburt, wie etwa die Wahl des Geburtsortes, des Arztes, einer Hebamme und vieles mehr. Die Autorin stellt auch immer wieder Fragen an die Leserin, um sie dabei zu unterstützen, ihren Wünschen nachzuspüren und auch zu wagen, diese einzufordern. Das können kleine Wünsche sein, wie ein wenig Ruhe in der Schwangerschaft oder die Bitte an Verwandte, beim Besuch nicht alle schrecklichen Geburts-Erlebnisse von denen sie je gehört haben zum Besten zu geben. Es kann sich aber auch um größere Wünsche oder Bedürfnisse handeln, wie den Arzt zu wechseln oder eine eigene Hebamme bei sich zu haben. Für diese und viele weitere Fälle bietet dieses Buch hilfreiche Tipps an.
Im Mittelpunkt stehen aber vor allem die Stärkung der Zuversicht und des Vertrauens der Frau in sich selbst und das eigene Gespür für das, was in der jeweiligen Situation stimmig ist. Ebenso wichtig und wertvoll ist der Aufbau einer liebevollen Beziehung zum Ungeborenen, welche durch Übungen und mit Hilfe der gefühlvoll gestalteten Briefe auf individuelle Weise vertieft werden kann.
Die Autorin bestärkt die Leserin darin, ihren eigenen Weg zu finden und sich auf für sie passende Weise mit ihren Erfahrungen und den daraus resultierenden Gefühlen auseinander zu setzen. Und das ohne ihr dabei Werthaltungen oder Meinungen aufzudrängen, was ich als besonders wertvoll erlebt habe. So kann sich die Leserin mit ihrer ganz persönlichen Geschichte angenommen fühlen, diese akzeptieren lernen und zuversichtlich in die neue Schwangerschaft hinein gehen.
Nina Leopoldsberger
Der weibliche Weg: Kraftvolle Rituale und Übungen für Schwangerschaft und Geburt.
Martine Texier, Mankau, 2018
Die Autorin, eine Yogalehrerin aus Frankreich, hat mehr als 30 Jahre Unterrichtserfahrung bei Geburtsvorbereitungskursen mit Yoga und in der Hebammenausbildung. Ihr Buch „Der weibliche Weg“ ist ein kraftvoller Wegweiser durch die neun Monate mit vielen konkreten Bewegungs-, Atem- und Wahrnehmungsübungen, die die Geburt als Krönung, als Initiation sehen.
Der Ruf nach Sicherheit und Komfort in der heutigen Zeit trifft auf die Unsicherheit und das Restrisiko dieser Initiation, deshalb wird nicht nur „das Leben geschützt“, sondern ständig und oft auch grundlos in den Prozess des Gebärens eingegriffen. Textier ist überzeugt, wenn die Geburt der Ärzteschar überlassen wird, werden die Frauen der eigenen Kraft beraubt und das Ereignis verliert diese besondere Bedeutung. Die Frau wird im Krankenhaus zur „Patientin“, die Medizin will die Geburt kontrollieren – es ist unendlich schwierig für Ärzte und Hebammen, Nichts zu tun. Frauen müssen aber an ihre Grenzen gehen dürfen, auch der Gburtsschmerz ist für diese „Initiation“ sinnvoll, um etwas Neues in ihnen erwecken zu können. Mit der Betäubung nimmt man Gebärenden die Möglichkeit, sich ganz auf die Tiefe dieser Beziehung zum neugeborenen Menschen einzulassen. Texier sieht das Wichtigste in der Geburt(-sbegleitung) „dem Leben vertrauen“, demütig, einfühlsam und offen sein, warten können, zuhören und „die Stille hinnehmen“ – und gleichzeitig im „Hier und Jetzt“ zu sein.
Die Geburt ist das größte Wunder des Lebens, deshalb ist es ganz wichtig, achtsam mit allen Beteiligten umzugehen. Sie vergleicht die Geburt mit einem Abschreiten eines Labyrinths: es gibt immer wieder Wendungen, wo man eigentlich glaubt, man hat es geschafft – aber dann ist es doch noch nicht soweit, das ist natürlich entmutigend. Der letzte Schritt bei der Geburt wird oft schwierig gesehen, da es die völlige Hingabe braucht, ein Loslassen für einen neuen Bewusstseinszustand, ein Moment der Unendlichkeit.
Um dem Körper auf die Veränderung in der Schwangerschaft und die Arbeit bei der Geburt vorzubereiten finden sich in diesem sehr ermutigend geschriebenen Buch über hundert kraftvolle Übungen, Yogapositionen, Visualisierungs- und Atemübungen und Vieles mehr. Die Autorin setzt diese aber immer in Beziehung zu anatomischen und energetischen Gegebenheiten. Für sie ist wichtig, was man im Vordergrund der Schwangerschaft sieht: sind es Unannehmlichkeiten oder ist es das Wunder der Veränderung des Körpers und des Wachsens des Babys. „Die Energie der Welle“ braucht es, um selbstbestimmt und freudig gebären zu können und somit Ängste und Schmerzen zu bewältigen. Ihr vielleicht ungewohnter Ansatz mit Atem- und Visualisierungsübungen in einer aufrechten Haltung ganz bewusst die verschiedenen „Türen“ im Becken, beim Gebärmutterhals und Damm zu öffnen bringt auch eine neue Dimension für die Geburtsvorbereitung.
Textpassagen als Merksätze mit Vorschlägen für den Alltag, Abbildungen der Übungen und viele Statements verschiedener Frauen machen das vorliegende Buch zu einer besonderen Begleiterin in der Schwangerschaft und als Vorbereitung für die Geburt.
Eva Pankratz
Geburt positiv erleben. Chancen und Grenzen moderner Entbindungsmöglichkeiten
Hans Neumann und Barbara Maier, Verlag Springer, 2019
Ein dünnes Büchlein mit erstaunlich viel Inhalt!
Besonders positiv hervorzuheben ist das Kapitel, in dem sachlich und gut verständlich der Geburtsbeginn, der Geburtsablauf und die einzelnen Geburtsphasen beschrieben werden. Es ist hilfreich für werdende Eltern, zu erfahren, was auf sie zukommt. Ebenfalls praktisch ist der Anhang mit zusammenfassenden kurzen Erklärungen der wichtigsten Begriffe (mit Ausnahme des Fachbegriffs „Quaddeln“, der leider nirgends erklärt wird).
An manchen Stellen empfinde ich das Buch allerdings als zu einseitig. Wenn die möglichen Interventionen beschrieben werden, merkt man, dass die Autoren (beides Ärzte mit jahrzehntelanger Erfahrung mit Krankenhausgeburten) medizinischen Eingriffen positiv gegenüberstehen. Der Geburtsschmerz wird als „unnötige Qual“ beschrieben, der Kreuzstich als Methode, „die jeder Frau eine schmerzlose/schmerzarme Geburt fast garantieren kann“. Auch bei den anderen Eingriffen bis hin zum Kaiserschnitt fehlt eine kritische Denkweise, die auf mögliche Nachteile eingeht. Die häufige Verwendung des Begriffs „entbunden werden“ statt „gebären“ (bzw. „Entbindung“ statt „Geburt“) wirkt befremdlich auf mich und steht im Widerspruch zu dem angeführten Ziel, dass Frauen „selbstbestimmt in das Erlebnis Geburt gehen“ sollen.
Ein großes Plus hingegen ist die detaillierte Beschreibung einer guten Geburtsvorbereitung und deren Wichtigkeit für den Geburtsverlauf. Ganze drei (von zehn) Kapiteln sind diesem Thema gewidmet. Als Grundlagen einer guten Geburtsvorbereitung werden Information, Atmung und Entspannung angeführt – was dem Zugang und den Kursen im Nanaya voll entspricht. Zitat: „Geburtsvorbereitung soll Freude machen, Neugierde wecken, Ängste reduzieren, aber keinen Druck erzeugen!“ Dem kann ich als Geburtsvorbereiterin nur zustimmen.
Petra Hainz
Deine selbstbestimmte Geburt im Krankenhaus – wie du für ein gutes Geburtserlebnis sorgen kannst
Silvia Dürnberger, Kösel Verlag, 2013
Silvia Dürnberger ist Familien- und Paarberaterin und vierfache Mutter. Nach der Geburt ihrer ersten Tochter spezialisierte sich auf Geburtsvorbereitung, gründete 2012 ein Institut für Geburtsvorbereitung und verfasste 2019 dieses Buch. Sie will, dass sich Frauen mit ihrem Körper und der Geburtsmedizin kritisch auseinandersetzen und ihre Geburt – auch im Krankenhaus – aktiv mitgestalten und damit selbstbestimmt erleben können.
Im Vorwort schreibt sie, dass Frauen aus einer selbstbestimmte Geburt mit einer Fülle aus Zuversicht, Stärke und Selbstbewusstsein herausgehen und damit das ganze weitere Leben als Mutter und Frau prägt. Es zählt auch, welche Entscheidungen für eine Frau persönlich sinnvoll sind – und nicht unbedingt, was andere für richtig halten.
Der Aufbau des Buches „Was dich in der Geburtsklinik erwartet“, „Deine persönliche Vorbereitung auf die Geburt deines Babys“, „Geburtsberichte von selbstbestimmten Klinikgeburten“ und „Was die erste Zeit mit deinem Baby für dich bereithält“ machen es leicht, es sowohl als Nachschlagewerk, als auch als Schmökerliteratur zu verwenden.
Sehr klar und deutlich macht die Autorin, welche Interventionen allein die Aufnahme in eine Geburtsklinik bereit hält – und dass eine spezielle Vorbereitung auf mögliche Routinen, Interventionen und das Wissen darüber eine selbstbestimmte Geburt im Krankenhaus erst möglich machen. In Kliniken gibt es aus Prinzip bei Patienten „Handlungsbedarf“ – dass viele Menschen zur Geburt ins Krankenhaus fahren und sich KEIN Eingreifen wünschen, ist leider nicht immer allen Beteiligten klar: eine Gebärende ist keine Patientin, aber eigentlich völlig normale Geburtsabläufe mit ihren Unberechenbarkeiten passen weder in das Regelwerk noch in den Zeit- und Organisationsplan der Klinik. Oft steht die erwünschte abwartenden Geburtshilfe der intervenierenden Geburtsmedizin gegenüber….
Die Autorin berichtet sehr detailliert und umfassend über die verschiedenen Interventionen – über bekannte pro und kontras, über die Nebenwirkungen bei der Gebärenden und beim Baby sowie in welchen Situationen diese Intervention hilfreich ist. (Ob es sinnvoll oder angstmachend ist, dass die Gebärende nun weiß, dass bei bestimmten Schmerzmitteln eine statistisch höhere Wahrscheinlichkeit besteht, als Erwachsene drogenabhängig zu werden, sei dahingestellt….)
Im Buch sind auch Alternativen zu Interventionen, gute medizinische Gründe und ein selbstbestimmter Umgang damit aufgelistet – und, dass man den Mut haben muss, konkret einzufordern, was man will – oder eben auch nicht will. Besonders wichtig sieht die Autorin das Gespräch zwischen Hebamme und Gebärender auch im Vorfeld der Geburt über Interventionen und die Information darüber. Vielen Menschen hilft es, ganz genau zu wissen, was wann warum gemacht werden muss – zB bei einem Kaiserschnitt.
Im ersten Abschnitt werden auch Themen wie „Geburtsstillstand“ und mögliche Gründe und der Umgang damit behandelt, um weitere Interventionen abzuwenden (bzw. auch zu verstehen). Ein Gesprächsleitfahren für ein Hebammenerstgespräch ist ebenso dabei wie die Kriterien für eine mütterfreundliche Schwangerenbetreuung und Geburtshilfe und ein Fragebogen, um die richtige Klinik zu finden runden diesen Abschnitt ab.
Das zweite Kapitel widmet sich der persönlichen Geburtsvorbereitung, der Umgang mit Wehen- und Geburtsschmerz und der Möglichkeiten, gut durch die verschiedenen Phasen der Geburt zu kommen. Es ist auch immer die Sicht des Babys dabei und wie die Geburtsbegleiter*innen die Frau unterstützen können. Angefangen von verschiedenen hilfreichen Positionen über Atemübungen und die „Liste der guten Gedanken“ ist alles dabei, was ein gutes Geburtsvorbereitungsbuch haben muss ;-)
Das Kapitel mit den sehr berührenden Geburtsberichten gibt Einblick in die verschiedensten Möglichkeiten einer selbstbestimmt empfundenen Geburt im Krankenhaus.
Das Buch schließt mit dem kürzesten Kapitel über das Wochenbett, mit den Untersuchungen beim Baby, Stillen, Nachsorgehebamme, den Besonderheiten nach einer Kaiserschnittgeburt und Buchtipps als Vorbereitung auf die Babyzeit.
Alles in allem ein umfassender Zugang mit viel krankenhausspezifischen Hintergrundwissen: und der Ermutigung, wenn Eltern wissen, was ihnen wichtig ist und was sie sicher nicht wollen, wird eine selbstbestimmte und natürliche Geburt in der Sicherheit der Klinik möglich.
Eva Pankratz
Born at home:
Ursula Walch, keiper Verlag, 2018
Ursula Walch ist Hausgeburtshebamme in Graz und nebenbei noch Autorin und umtriebige Projektleiterin von verschiedenen spannenden Projekten.
Ihr neues Buch trägt den Untertitel „Erlebnisse einer weit gereisten Hebamme“ und ist amüsant und stellenweise fast romanähnlich zu lesen. Es besteht aus einer Aneinanderreihung verschiedenster Geburtsgeschichten in unterschiedlichen Gegenden und Situationen – aber immer ein Plädoyer für die einfühlsame Hebammenhausgeburtshilfe. Ihre Geschichten – samt Berichten aus dem damit zusammenhängenden eigenem Familien- und Paaralltag – sind sehr lebhaft geschrieben, bestehen teilweise aus Reiseberichten in fernen Ländern, mit vielen Informationen über das Leben und den Alltag der dort gebärenden Frauen, sowie sehr bildhafte Beschreibungen über Gegend und Natur. Die abwechslungsreiche und packende Art, wie sie schreibt, gefällt mir sehr gut, auch wenn manche finden, es sei „flapsig“ geschrieben. Zwei Geburtsgeschichten sind etwas langatmig, bevor es zur tatsächlichen Erzählung über die Geburt kommt. Der Nachgeschmack aller Geschichten ist ein „gut, dass Ursula rechzeitig gekommen ist“.
Schade finde ich, dass zwölf der siebzehn Geschichten schon im Buch „Bei Anruf Baby“ aus dem Jahr 2014 abgedruckt sind, ich hätte mich gefreut, noch viele andere Geburtsberichte zu lesen, selbst Vor- und Nachwort sind fast ident.
Ich bereue, nicht bei der Buchpräsentation gewesen zu sein, ich hätte Ursula Walch gerne kennengelernt und noch mehr Geschichten gehört! Ein tolles Mutmachbuch, das Augen öffnet für die Unterschiedlichkeit von Hausgeburten und die Möglichkeiten einer wunderbaren hebammenzentierten Geburtshilfe.
Eva Pankratz
Bauchgeflüster
Sabine Schlotz, Trias Verlag, 2015
Die Psychologin und Bindungsanalytikerin Sabine Schlotz beschreibt in ihrem ersten Buch sehr schön und leicht verständlich, was und wie Babys während der Schwangerschaft erleben und wahrnehmen können.
Gut gegliedert und übersichtlich findet frau im ersten Teil Hintergrundinformationen über pränatales Erleben und Bindung. In den nächsten Kapiteln folgen Anregungen für konkrete Rituale rund um Kinderwunsch und Empfängnis, Fortschreiten der Schwangerschaft und schließlich Geburt. Einfühlsam wird beschrieben, wie die Mutter Kontakt mit ihrem Kind aufnehmen und sich selbst vorbereiten kann.
Während der Klassiker zur Bindungsanalyse „Nabelschnur der Seele“ von Jenö Raffai detaillierte Fachinformation und zahlreiche Fallgeschichten enthält, liefert dieses Buch sozusagen die How-to-do-it Anleitung.
Eine schöne Ergänzung der bereits am Markt befindlichen Literatur über Kontaktaufnahme mit dem ungeborenen Baby im Allgemeinen und Bindungsanalyse im Speziellen.
Gerda Kosnar-Dauz
Alleingeburt – Schwangerschaft und Geburt in Eigenregie
Sarah Schmid, edition riedenburg, 2014
Der Titel macht neugierig, da man ja gemeinhin glaubt, dass Geburten ohne Hebamme (sog. „Alleingeburten“ oder “freien Geburten“) in unserer Gesellschaft so gut wie gar nicht vorkommen – und wenn, nur ungeplant. Die Interviews in der zweiten Hälfte des Buches zeigen ein anders Bild: 36 Frauen erzählen von insgesamt 44 Alleingeburten, davon 28 geplanten. Auch die Autorin hat drei ihrer vier Kinder zuhause ohne Hebamme geboren. Sie schreibt offen über ihre eigenen Erfahrungen, ihre Überlegungen und Gedanken.
In dem Buch geht es aber um viel mehr als ums Gebären ohne Hebamme. Die Autorin, eine Ärztin mit viel Wissen über Schwangerschaft und Geburtshilfe, beschreibt die unterschiedlichen Möglichkeiten der Schwangerenvorsorge und der Geburtsbegleitung. Sie erklärt die einzelnen Phasen der Schwangerschaft, benennt Beschwerden und mögliche Linderung, geht auf angebotene Untersuchungen ein und hinterfragt diese kritisch. Die Alleingeburt wird immer wieder erwähnt, auf Hausgeburt, Geburt im Geburtshaus und Krankenhaus wird aber ebenso eingegangen.
Sarah Schmid schreibt sachlich, bezieht sich auf Studien, liefert Fakten und Hintergründe und wertet nicht. Sie ermutigt alle Frauen, selbst herauszufinden, wie sie die Geburten ihrer Kinder aktiv gestalten können - egal ob im Krankenhaus, im Geburtshaus oder zuhause. Ich empfehle die Lektüre dieses Buches daher jeder Schwangeren, die sich eine natürliche, ungestörte Schwangerschaft und Geburt wünscht.
Petra Hainz
Vertrauen in die natürliche Geburt - Gelassen und entspannt in den Kreißsaal
Wolf Lütje, Kösel Verlag, 2016
Wolf Lütje, einer der wenigen Ärzte, dessen Kinder in einer Hausgeburt zur Welt kamen, beleuchtet in seinem Buch viele wichtige Aspekte zum Thema Geburt. Er geht dabei weit über das hinaus, was in „herkömmlichen“ Bücher zu finden ist. Dass Geburt Hingabe erfordert – wie im übrigen auch das weitere Leben mit Kindern – wird ebenso thematisiert wie ein möglicher konstruktiver Umgang mit vorhandenen Ängsten.
Lütje nennt bei den Wahlmöglichkeiten zum Geburtsort die Hausgeburt und die Geburt im Geburtshaus nicht zufällig vor der Klinikgeburt. Betreffend Kaiserschnitt geht Lütje u.a. darauf ein, dass viele Kaiserschnitte aufgrund von Ängsten (nicht nur der Frauen, sondern durchaus auch der GeburtshelferInnen, etwa vor juristischen Konsequenzen) erfolgen – ohne dabei den Kaiserschnitt als Notfallsmaßnahme herabzusetzen. Dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der eigenen Geburtsgeschichte der Frau (Stichwort Epigenetik) und der Geburt ihrer Kinder wird in diesem Buch ebenso angesprochen wie die Frage, wie Babys eine natürliche oder eine Kaiserschnitt-Geburt erleben oder dass Ambivalenzen zum Prozess des Eltern-Werdens dazugehören.
Der Autor gibt viele Hinweise, was für eine gute Geburt förderlich ist: das reicht von Vertrauen in das Körpergefühl über hilfreiche Geburtspositionen bis zu einer guten Begleitung. Statt einer Aufzählung geburtshilflicher Komplikationen und Maßnahmen bietet er eine ganzheitliche Sichtweise, teilweise auch aus dem Blickwinkel von außen, also von einer Meta-Ebene, die zweifelsfrei geprägt ist von der langjährigen Erfahrung des Autors als Geburtshelfer.
Dennoch halte ich dieses Buch nicht für jede Schwangere gleichermaßen geeignet. Ich vermute, dass Frauen, die sich bisher wenig mit den im Buch enthaltenen Fragen beschäftigt haben und die eine andere Sichtweise haben (etwa den Wunsch, die Geburt möglichst „schmerzfrei hinter sich zu bringen“), mit manchen Themen auch überfordert sein könnten.
Gerade die ausführliche Erörterung der Nachteile eines Kaiserschnitts für das Kind und die Mutter (auch in Hinblick auf eine Folgeschwangerschaft) könnte für Frauen, die auf diese Weise geboren haben oder voraussichtlich entbinden werden, mitunter als Kritik an ihnen selbst aufgefasst werden oder Ängste auslösen.
Umgekehrt glaube ich, dass dieses Buch für viele werdende Väter eine gute Unterstützung sein kann: Bei der Vielzahl der geburtsrelevanten Themen greift der Autor nicht nur auf seine Erfahrungen zurück, sondern nennt vielfach auch wissenschaftliche Quellen. Schließlich erhalten Männer auch einige handfeste Tipps für die Begleitung ihrer Partnerin zur Geburt.
am
Der überwachte Bauch. Wie viel ärztliche Schwangerenvorsorge brauche ich wirklich?
Doris Moser, edition riedenburg, 2016
Wird eine österreichische Frau schwanger, so führt ihr erster Weg meist zum Gynäkologen, der ihr den Mutter-Kind-Pass überreicht. Dieser wird als wichtiges Dokument und oft gar als Notwendigkeit gesehen, um eine gesunde Entwicklung der Schwangeren und ihres ungeborenen Kindes zu gewährleisten. Auch zusätzliche Untersuchungen wie Ultraschall, Nackenfaltenmessung und Ersttrimesterscreening sind aus der heutigen Schwangerenvorsorge nicht mehr wegzudenken und werden kaum hinterfragt.
Diese Lücke füllt Doris Moser mit ihrem Buch „Der überwachte Bauch“, in dem sie, ausgehend von der Schilderung ihrer eigenen Schwangerschaft, die gängige positive Bewertung ärztlich geleiteter medizinischer Schwangerenvorsorge kritisiert.
Ausführlich hinterfragt Moser den Mutter-Kind-Pass mit seinem System der Belohnung bzw. Bestrafung Schwangerer. Auf ca. 60 Seiten werden die Entwicklung des Passes und die Änderungen seit seiner Einführung im Jahr 1974 beschrieben, die derzeitigen Mutter-Kind-Pass-Untersuchung einzeln und im Detail ausgeführt, eine mögliche Weiterentwicklung in der Zukunft angedacht und die Situation mit der in anderen Ländern verglichen. Der Mutter-Kind-Pass als gut gemeintes „Geschenk“ für werdende Mütter sei in Wirklichkeit ein Werkzeug der Bevormundung, da Frauen ihn nicht ablehnen können, ohne finanziell benachteiligt und gesellschaftlich abgewertet zu werden.
Auch die Pränataldiagnostik sieht die Autorin kritisch, weil sie quantitativ messbare Größen und die Abweichung von der Norm in den Vordergrund stellt, das Fühlen und Erleben der Schwangeren dagegen vollständig ausblendet und für unwichtig erklärt. Durch die Risikoorientierung wird das Gefühl einer unbestimmten und nicht greifbaren Gefahr vermittelt, das mit der realen Situation einer Schwangerschaft nichts zu tun hat.
Doris Moser geht aber noch weiter: Sie kritisiert die Bewertung, Bevormundung und Manipulation des weiblichen Körpers nicht nur in der Schwangerschaft, sondern im Lauf des gesamten Lebens, v.a. im Zusammenhang mit den patriarchalen Strukturen des Gesundheitswesens.
Die Autorin wünscht sich einen Paradigmenwechsel hin zu einer frauenorientierten (Hebammen-)Betreuung in der Schwangerschaft, sodass jede Frau selbst entscheiden kann, was für sie und ihr Kind passt, was sie braucht und worauf sie verzichten kann. Die Vorteile hebammengeleiteter Schwangerenvorsorge werden zuletzt noch einmal übersichtlich zusammengefasst und durch Erfahrungsberichte von fünf Hebammen(-teams) und 29 Müttern untermauert.
Ein sehr wertvolles Buch, das gerade durch seine extreme Haltung ein Gegengewicht zur gängigen Praxis darstellt und dadurch viele Anregungen liefert.
Petra Hainz
Diese und viele andere Bücher gibt es in unserer Leihbibliothek!
Zu unseren Entlehnzeiten könnt ihr jederzeit hereinschneien, schmökern und euch beraten lassen.
Entlehnzeiten: Montag bis Freitag von 9.00-13.00 Uhr
Die Bücher können für die Dauer von 3 Wochen entliehen werden.
Entlehngebühren:
für Mitglieder: € 1,20
Verlängerung: € 0,40 pro Woche
für Nichtmitglieder: € 2,00
Verlängerung: € 0,70 pro Woche