Vater werden – mit Brian the Birth Guy

Brian W. Salmon, Kirsten Brunner, Kösel, 2021

„Schatz, unsere Geburtsbegleiterin ist ein Mann!“ Nun ist es erschienen, das Buch mit der wahrscheinlich ersten modernen männlichen Doula. Er hat Muckies und eine Menge Tatoos, die man gleich am Cover bestaunen kann. Außerdem ist er Dad und Amerikaner. Und danke für den Hinweis, dass dieses Buch auch für Personen der LGBTQ+ Community verwendet werden kann. Es sollen sich ja möglichst viele angesprochen fühlen. Aber das war‘s dann auch schon mit den Tipps für die Community.

Um es nun gleich auf den Punkt zu bringen: dieses Buch stellt die wichtigsten Informationen zum Thema Schwangerschaft und Geburt in einer leicht verständlichen und schnell zu lesenden Übersichtlichkeit dar. Leider hätte an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Tiefgang nicht geschadet. Das haben die Autoren den Vätern wohl nicht zugetraut.

Der Untertitel des Buches „Wie du deine Partnerin rund um die Geburt optimal unterstützen kannst“ gibt den Inhalt gut wieder. Im Zentrum des Buches stehen Mutter und Kind. Die Väter dürfen am Rand unterstützen. Viele praktische Tipps und Listen ergänzen die Theorie. Solcherlei Ratgeber gibt es allerdings bereits am Markt und hier bietet dieses Buch auch nicht viel mehr. Für Väter ist das Erlebnis der Geburt ein Ausnahmezustand und nicht die Regel. Insofern wäre es ganz nett gewesen, in einem Buch mit dem Titel „Vater werden“ auch etwas mehr darüber zu lesen und nicht ausschließlich Dinge, die man besser im Geburtsvorbereitungskurs gemeinsam mit der Partnerin erarbeitet.

Trotzdem mag ich dieses Buch und auch den Birth Guy. Ich verwende sogar das eine oder andere daraus für meine Workshops für werdende Väter. Insofern kann ich diesen Ratgeber für alle Männer sehr empfehlen, die nicht viel lesen, aber gut informiert sein wollen. Drei Sterne von Fünf!

Arno Hraschan

Männerabend

Richard Schneebauer, Goldegg Verla, 2020

Eigentlich ist es ja ein Fauxpas, eine Buchrezension mit der Beschreibung eines anderen Titels zu beginnen, und doch kann ich es in diesem Fall nicht lassen. Steve Biddulph brachte es in seinem „Männer auf der Suche“ auf den Punkt, als er die drei inneren Gefängnisse des Mannes beschrieb: 1. Einsamkeit, 2. zwanghaftes Wettbewerbsstreben, 3. lebenslange emotionale Scheuheit. Blättere ich über 20 Jahre später „Männerabend“ von Richard Schneebauer durch, dann haben „die Männer“ auf ihrer Suche wohl nichts Neues gefunden, denn es liest sich wie ein Sachbuch aus vergangenen Tagen. Irgendwie erscheinen Männer hier als komplett änderungsresistent und beratungsscheu. Ihre Probleme seien immer die gleichen, und im Zentrum stünden Gewalt gegenüber anderen Menschen oder gegenüber sich selbst. Ist das bei uns Männern wirklich so? Schneebauer empfiehlt, sich mit anderen Männern auf eine emotional ehrliche Weise auseinanderzusetzen. Sie sollten einander nicht als Feinde, sondern als Freunde begegnen und authentische Männerbeziehungen pflegen.

Meine private und berufliche Erfahrung in Wien zeichnet ein viel differenzierteres Bild moderner Männer, als Herr Schneebauer hier wiedergibt, aber Männerberatungsstellen berichten im Allgemeinen dann doch Ähnliches, und der Autor arbeitet ja in einer solchen. Auf eine positive Weise bezieht er immer wieder die Rolle der Frau im Leben eines Mannes mit ein, wodurch das Buch für das weibliche Geschlecht durchaus spannend ist. Er erklärt nicht nur das über Generationen vererbte selbstschädigende Verhalten einer knappen Hälfte der Weltbevölkerung, sondern ermöglicht Frauen tatsächlich, die Männerwelt ein Stück weit zu verstehen, auch wenn der eigene Partner vielleicht ganz anders tickt.

Alles in allem ist der Text unterhaltsam geschrieben und für Typen, die sich gerade im Barbershop im 7. Bezirk den Bart trimmen lassen, eine nette „Nebenbeilektüre“. So als Weihnachtsgeschenk wäre dieses Buch auch mal was. Eine gesellschaftliche Veränderung hat es mit seinem Erscheinen nicht ausgelöst – verlangt ja auch niemand. Männer rennen nach wie vor nicht die Türen der Beratungsstellen ein. Das bringt mich letztlich wieder zu dem Biddulph Klassiker, den ich am Ende auch bei Schneebauer im Literaturverzeichnis finde. Also lesen Sie am besten beide Titel, das dauert nicht lange. Und falls Sie ein Mann sind, der sich mit diesen Themen noch nie so wirklich beschäftigt hat, dann könnte das ein Hinweis darauf sein, dass eine längere Umarmung oder zumindest das zärtliche Schulterklopfen eines anderen Mannes für Sie mehr als nötig wäre. Unter Umständen finden Sie darin die Feile, die Ihnen zum Ausbruch aus Ihrem eigenen inneren Gefängnissen verhilft.

Mag. Arno Hraschan

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