Gehen Sprechen Denken - Wie sich Babys aus eigener Kraft entwickeln

Nathalie Rehm, Kösel, 2021

Die Erziehungsbegleiterin Nathalie Rehm beschäftigt sich in ihrem Buch „Gehen Sprechen Denken“ mit den drei wesentlichen Entwicklungsschritten, die Kinder in ihren ersten Lebensjahren durchlaufen.

Von der freien Bewegungsentwicklung, vielfach basierend auf Emmi Pikler, über die Sprachentwicklung und der wichtigen Rolle der Sprachvorbilder bis hin zum bewussten Denken: Die gesunde Entwicklung der Kinder verläuft am besten, wenn sie in ihrer natürlichen Entwicklung nicht gestört werden (etwa durch zu reizüberflutendes Spielzeug, ehrgeizigen Förderprogrammen etc.), sondern liebevoll begleitet werden. Basierend auf einer Vielzahl von Quellen ist das Buch ist fundiert geschrieben und beschreibt doch komplexe Prozesse in leicht verständlicher Sprache. Erfahrungsberichte und praktische Tipps, etwa zu geeignetem Spielzeug (Stichwort: weniger ist mehr), ergänzen die Informationen.

Das Buch lädt dazu ein, Kindern mit Achtsamkeit, Feinfühligkeit und großem Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu begegnen. Es ist ein gelungener Leitfaden zur natürlichen Entwicklung von Babys, getragen von großem Respekt für die Heranwachsenden. Sehr empfehlenswert.

Angelika Markom

Wir bekommen Zwillinge!

Irene Penz, Books on Demand, 2014

In diesem Buch schildert die Psychotherapeutin und Imago-Beziehungstherapeutin ihre Erfahrungen als Zwillingsmutter. Der Buchdeckel verspricht Tipps und Geschichten für erfolgreiche Eltern.

Das Buch gliedert sich in drei Teile zu den Themen „Gesunde Babys“, „Glückliche Beziehungen“ und „Zufriedenes Ich“. Die Kapitel dazu sind kurz und knapp, und das Buch lädt zum kurzen Verweilen, Nachschlagen und Querlesen ein. Die Leserin erfährt, wie die Autorin ihre Schwangerschaft und das Leben in der neuen Rolle als Zwillingsmutter erfahren hat, welche Höhen und Tiefen sie durchlebt hat und kann die Anregungen nutzen, die jeweils am Ende eines Kapitels stehen. Die Anregungen dienen mehr dem persönlichen Reifungsprozess, der durch Elternschaft in Gang gesetzt wird, und diese sind mitunter auch interessant für Eltern, die nur ein Kind erwarten/haben.

Da sich das Buch hauptsächlich dem Leben mit Kindern widmet, sowie den unbekannten und neuen Herausforderungen und Situationen, mit denen sich Paare konfrontiert sehen, ist der Titel etwas irreführend.

Das Buch eignet sich gut als Begleiter für das erste Lebensjahr mit Kindern. Vor allem die Eltern, die noch keine Kinder haben finden hier zuweilen hilfreiche Tipps. Zwillingseltern, die bereits Kinder haben, werden hier eher weniger Anregungen finden.

Ein Buch über das Zwillingsthema - einmal anders aufgearbeitet.

Julia Aletin

Schlaf gut, Baby

Herbert Renz-Polster und Nora Imlau, GU Verlag, 2016

„Schlaf gut, Baby“ beschreibt undogmatisch und neutral, wie unser Nachwuchs tickt. Es ist normal, dass Babys nicht gern allein schlafen, weil die Evolution sie gelehrt hat, dass es gefährlich ist. Und es gibt kein Update für unsere Babys, das ihnen vermittelt, dass sie in ihrem Bettchen heutzutage weder erfrieren noch gefressen werden. Müssen deshalb alle Baby im Elternbett schlafen? Nein, denn jede Familie ist anders. Es gibt durchaus Babys, die lieber im eigenen Bett schlafen (auch wenn sie rar sind), es gibt Eltern, die gerne mit ihren Babys im gleichen Bett liegen, es gibt aber auch Eltern, die kein Auge zubekommen, wenn der Nachwuchs unter der gleichen Decke liegt. 

Die Autoren betonen, dass nicht unsere Babys eine Schlafstörung, sondern schlichtweg andere Bedürfnisse als Erwachsene haben (und auch wir Erwachsene haben nicht alle dieselben Vorlieben was das Schlafen und Einschalten betrifft). Daher gibt das Buch keinen Weg vor, sondern zeigt Möglichkeiten auf, mit den unterschiedlichen Bedürfnissen umzugehen, z.B. werden zwei Familien mit fast identen Schwierigkeiten beschrieben, die jedoch ganz unterschiedliche Wege wählten, um die Situation zu verbessern. Es finden sich Infos und Tipps zum Einschlafen, zum „Durch“schlafen, zum (Nicht-)Verwöhnen, zum Stillen und Schlafen und ein Erste-Hilfe-Plan, wenn die Erschöpfung besonders groß ist. 

Die Autoren gestehen ein, dass die Nachtruhe mit Baby nicht immer so erholsam ist, wie wir das gerne hätten, und machen Mut, trotzdem gut durch diese erste Zeit zu kommen. Sie haben die Bedürfnisse aller im Blick und stellen dabei ihr Expertenwissen nie über das Gespür der Eltern für ihre Babys oder ihre Lebenssituation. Daher bleibt der Schreibstil ein angenehm unterstützender und verständnisvoller.

Ein Buch, dass in jede Erstausstattung für Babys gehört!

Claudia Jakel

Mein kompetentes Baby

Nora Imlau, Kösel, 2016

Die Idee, ein Buch zu schreiben, das dem üblichen Blick aufs Defizit (Babys werden „unreif“ geboren, sind trinkfaul usw.) den Blick auf die angeborene Kompetenz des Babys entgegensetzt, ist prinzipiell eine sehr gute. Leider finde ich die Umsetzung alles andere als gelungen.

Der Titel – eine Anlehnung an den Klassiker „Der kompetente Säugling“ von Martin Dornes - impliziert ein gut recherchiertes Werk. Nora Imlau reiht in ihrem Buch allerdings eine wilde Sammlung aus Fakten, Hypothesen, eigenen Interpretationen und schlichtweg falschen Aussagen aneinander.

Vieles ist verwirrend. So schreibt sie beispielsweise, dass Babys bereits von Geburt an über eine Vielzahl an Ausdrucksmöglichkeiten verfügen, wie die sechs typischen Gesichtsausdrücke. Gezeigt werden aber Bilder von 3-6 Monate alten Kindern, die ihren Kopf halten und frei sitzen können.

Einiges ist widersprüchlich. Beim Stillen ist alles willkommen was hilft, es sich gemütlich zu machen: Kissen, Decken, Zeitschriften, Pralinen (Pralinen? Ich hätte bessere Vorschläge für den kleinen Hunger einer stillenden Mutter zwischendurch). Im nächsten Absatz schreibt sie, (Still)kissen seien überflüssig oder würden die Etablierung der Stillbeziehung sogar stören.

Manches ist schlichtweg falsch.

Alles in allem eine Sammlung dessen, was sie persönlich für richtig hält, und ein schwacher Abklatsch aus anderen, besser recherchierten Büchern.

Einziger Pluspunkt: Nora Imlau wehrt sich gegen sämtliche Schlafprogramme. Gut so! Die geneigte Leserin hält sich allerdings trotzdem besser an Herbert Renz-Polster „Kinder verstehen. Born to be wild“.

Gerda Kosnar-Dauz

Keine Angst vor Babytränen: Wie Sie durch Achtsamkeit das Weinen Ihres Babys sicher begleiten

Thomas Harms, Psychosozial-Verlag, 2018

Der bekannte deutsche Psychologe und Körperpsychotherapeut Thomas Harms beschreibt in seinem Buch „Keine Angst vor Babytränen“ mögliche Ursachen für das Schreien von Babys, sowie angemessene Reaktionsweisen und Hilfestellungen, um damit gut umzugehen. Er weist darauf hin, dass Eltern für ihre Kinder eine Leuchtturmfunktion haben, an der sie sich orientieren müssen und ein sicherer Hafen sein sollten, in dem sie Schutz und Halt finden.

Durch den mangelnden Rückhalt in einer Großfamilie, den Verlust von Traditionen und die Hektik des modernen Lebensstils ist bei vielen Eltern heutzutage jedoch eine große Verunsicherung entstanden. Eltern sind nicht mehr in der Lage die Signale ihres Babys zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Harms erklärt die Warnsignale für beginnenden Kontaktverlust und zeigt Wege auf, durch achtsame Selbstbeobachtung die inneren Ressourcen zu stärken. Er weist aber auch auf die Notwendigkeit professioneller Hilfe hin, wenn die Belastungen zu stark werden und nicht mehr alleine bewältigt werden können.

Mit seinem neuesten Buch ist dem Gründer der Emotionellen Ersten Hilfe ein fachlich fundiertes, aber gut lesbares Werk gelungen, das sowohl für Eltern als auch für Fachpersonen hilfreich und informativ ist. Es ist übersichtlich gestaltet und enthält auch einige Bilder und Skizzen zur Veranschaulichung. Durch das handliche Taschenbuchformat ist das Buch ein ideales Geschenk für junge Familien, aber auch ein hilfreicher Begleiter für alle, die mit Babys und deren Eltern beruflich zu tun haben.

Regina Zeuner

Ein Baby will getragen sein

Evelin Kirkilionis, Kösel Verlag, 2013

Der Klassiker unter der Trageliteratur wurde überarbeitet und erweitert. 

Auf den ersten Blick sticht die optisch veränderte, an den Zeitgeist angepasste Aufmachung sofort ins Auge. Schöne Tragebilder mit Tragetüchern und Tragehilfen sowie gut verständliche Diagramme machen Lust aufs Lesen. Der Schreibstil, die Kapitellänge und die Einschübe bringen den Inhalt in leicht lesbaren Portionen, so dass das Buch auch gut neben dem Babyalltag gelesen werden kann.

Neben der physiologischen Grundlage - warum unsere Babys aktive Traglinge sind - wurde in der Erweiterung auf viele Mythen und Vorurteile in Zusammenhang mit dem Tragen eingegangen. Die Argumentation folgt dabei einer wissenschaftlichen Grundlage und bleibt stets sachlich. Auch die Eltern-Kind-Bindung in Verbindung mit dem Tragen findet nun Platz in dem Buch. Im letzten Teil wird noch auf Bindeweisen und Tragehilfen eingegangen. 

Alles in allem eine sehr gelungene Neuauflage, in der Eltern einen guten guten Informationsstand zum Thema Tragen von Säuglingen bekommen. Eltern, die in dem Buch eine praktische Anleitung zum Tragetuchbinden suchen, finden theoretische Informationen dazu. Das Lernen des aktiven Teil des Tragens - das korrekte Binden des Tuches oder Anlegen einer Fragehilfe - kann dieses Buch (wie jedes andere Medium auch) nur unzureichend vermitteln. Die dafür benötigten motorischen Fähigkeiten lassen sich in einem persönlichen Kontakt besser erlernen als von einem Text. 

Claudia Jakel

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