Mütter der neuen Zeit: Wir plädieren für eine kindgerechte Entwicklung

Sabine Mänken (Hrsg.), Neue Erde, 2020

Dieses Buch wurde mit der Absicht veröffentlicht, Mutterschaft ihre Würde zurückzugeben, und ich finde, das ist ihm gut gelungen. Mütterlichkeit prägt sich tief in einen Menschen ein und stellt eine wertvolle Ressource für das spätere Leben dar.

In 21 Texten werden verschiedene Aspekte der Mutterschaft beleuchtet, und es wird berichtet, wie sie gelebt wird. Auch politische Texte, sowie zu Geburt und zur Bindung von Anfang an finden ihren Platz.

Ein sich wiederholendes Thema des Buches ist, dass sich Frauen danach sehnen, bei ihren Kindern sein zu können und dass ihre teilweise anfänglichen Bilder vom Mutter-Sein manches Mal ganz schön über den Haufen geworfen werden, wenn ein Kind ins Leben tritt. Wie dies konkret aussieht, wird in diesem Buch erzählt: die vielen Texte geben tiefe Einblicke, wie jede Mutter ihren ganz individuellen Weg nimmt - einen der durch ihre Wünsche, Bedürfnisse, Träume, Umwelt, und allen voran durch ihre Kinder, geprägt ist.

Wer Freude daran hat, persönliche Erzählungen zum Mutter-Sein und ein herzliches Plädoyer für „Zeit mit Kindern“ zu lesen, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Ich persönlich nehme mir mit: Vertraue deiner mütterlichen Intuition, und dein Kind wird dir den Weg zeigen.

Pamela Natmessnig

Mama, nicht schreien!

Jeannine Mik, Sandra Teml-Jetter, Kösel, 2019

Mit vielen Beispielen untermalt, erklären die beiden Autorinnen, was uns wütend macht, woher unsere Muster kommen und dass es an uns selbst liegt, sie zu ändern. Sie betonen dabei die Wichtigkeit der Gleichwertigkeit aller Familienmitglieder, der Selbstfürsorge, elterlicher Vorbildwirkung und dass alle Gefühle okay sind. Die beiden Autorinnen überdenken dabei Begriffe wie Gehorsam und Anpassung an die Gesellschaft.

Im Emotionsmanagement kann ich nicht mit jedem Vorschlag konform gehen, vor allem, wenn es darum geht, sich abzulenken, und hier zeigt sich auch ein Widerspruch zu den immer wieder beschriebenen Einstellungen wie „einfach hier sein“ und „alles darf da sein“. Es werden viele kognitive Methoden, aber weniger körperliche beschrieben, die auf dem Spüren, wie dem Wahrnehmen der Emotionen im Körper oder dem Wahrnehmen eines Neins oder eines Jas im Körper, basieren.

Für besonders empfehlenswert halte ich das Kapitel zur Entelterung, in dem es besonders um die Beziehung der Eltern zu ihren Eltern geht und wie sich diese auf die Beziehung zum Partner und zu den eigenen Kindern auswirkt.

Alles in allem glaube ich nicht, dass ein Buch ändern kann, wie wir mit „starken Gefühlen“ umgehen und wie wir „einfach da sein können“, jedoch kann es Inspiration sein, sich mehr und mehr mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen, sich Unterstützung zu holen und sich mit Gleichgesinnten zu umgeben, in deren Umgebung ein Erforschen eines neuen Umgangs möglich ist.

Pamela Natmessnig

Liebe und Eigenständigkeit: Die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung

Alfie Kohn, arbor Verlag, 2010

Alfie Kohn zeigt in seinem Buch, was bedingungslose Liebe ist, und dass Strafe, Belohnung, Kontrolle und Gehorsam negative Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung haben. Seine Aussagen werden von ihm anhand wissenschaftlicher Studien belegt und verständlich dargestellt.

Ein wundervolles und wertvolles Buch über bedingungslose Liebe und den Weg hin zu einer beziehungs- und bedürfnisorientierten Elternschaft.

Ein Klassiker unter den Erziehungs-Ratgebern, das in jedem Buchregal stehen sollte.

Carina Krann

Geschwister als Team - Ideen für eine starke Familie

Nicola Schmidt, Kösel, 2018

Nicola Schmidt, Gründerin des „artgerecht"-Projekts und Mutter von zwei Kindern, beschreibt in ihrem neuen Buch über Geschwister sechs Bausteine für ein gelungenes und harmonisches Familienleben.

Obwohl Geschwister evolutionär gesehen Rivalen sind, die zwar heutzutage weniger um Nahrung, dafür aber umso mehr um Aufmerksamkeit und Zeit kämpfen, ist es möglich den Teamgeist in ihnen zu wecken und sie für ein möglichst friedliches Zusammenleben zu begeistern. Allerdings müssen die Eltern dazu einiges an „Dos and Don’ts“ beachten, um diese Entwicklung in die richtigen Bahnen zu lenken. So sind zum Beispiel gemeinsame Rituale und Ziele wichtig, kontraproduktiv hingegen sind falsche Erwartungen, Strafen, Partei ergreifen, die Kinder miteinander vergleichen und „ausrasten“.

Die Autorin spannt einen weiten Bogen von historischen Entwicklungen und den Blick in andere Kulturen, über das heutzutage sehr verbreitete Leben von Geschwistern in Patchworkfamilien, bis hin zum Umgang mit behinderten oder verstorbenen Geschwistern. Sie gibt viele praktische Tipps wie etwa die Einbeziehung starker sekundärer Bindungspersonen im Sinne der „Clanbildung“ oder das Lernen und Üben „richtig zu streiten“. Sie empfiehlt auch Raum für negative Gefühle zu geben und hat Ratschläge für jeden Altersabstand und auch für Eltern von Zwillingen parat. Generell rät sie den Eltern immer einen Schritt voraus zu sein, was ein waches Beobachten erfordert und im oft anstrengenden Alltag ein hoher Anspruch sein kann!

Insgesamt ist es ein sehr übersichtlich gestaltetes und bereicherndes Buch, in dem sogar Themen wie Tandemstillen oder vorgeburtlicher Zwillingsverlust kurz Erwähnung finden. Vor allem will es den Eltern Mut machen, achtsam und einfühlsam mit sich selbst und anderen umzugehen und auf das eigene Herz zu hören. Schließlich wird die Botschaft vermittelt, dass es nie zu spät ist für einen liebevollen Neustart in ein (noch) friedlicheres Familienleben.

Regina Zeuner

Geborgen wachsen: Wie Kinder glücklich groß werden

Susanne Mierau, Kösel, 2016

Ein rundum erfreuliches und gut verständliches Buch, das Eltern ermutigt, sich in ihre Kinder einzufühlen, der eigenen Intuition zu vertrauen und Kinder bedürfnisorientiert und achtsam zu begleiten.

Zu Beginn erklärt Susanne Mierau eine sichere Bindung zur Grundvoraussetzung für eine glückliche Kindheit. Eine sichere Bindung entsteht, wenn das Kind seine Bedürfnisse äußern darf und eine angemessene Antwort erhält. Die Autorin weist dabei darauf hin, dass Bindung bereits während Schwangerschaft und Geburt entsteht. Sie stellt einfache Übungen vor, die die Entwicklung einer sicheren Bindung während der Schwangerschaft begünstigen können und zeigt weiters die dafür wesentlichen Bedingungen im Geburtsprozess auf: Geborgenheit, eine ruhige und entspannte Atmosphäre, liebevolle Fürsorge und Unterstützung sowie Eingehen auf die Bedürfnisse von Mutter und Kind.

Im Weiteren beschäftigt sich das Buch mit bindungsförderendem Elternverhalten in der Baby- und Kleinkindzeit. Vorerst gibt Susanne Mierau einfache Hilfestellungen, wie Eltern ihre Babys durch Beobachtung verstehen lernen können und geht auf kindgerechte Sprache und den Umgang mit den ersten Konflikten ein. Die danach folgenden Kapitel sind den Themen bedürfnisorientierter Umgang mit Schlafen, Essen, Körperpflege und Tragen gewidmet. Neben kurzen wissenschaftlichen Informationen gibt es einfache Anregungen für den Allteag und selbst zu beantwortende Fragen, damit Eltern einen für die eigene Familie passenden Weg finden können. Durchgängig beschreibt die Autorin das empathische Reagieren auf die Bedürfnisse von Kindern als Grundvoraussetzung für deren Entwicklung zu psychisch gesunden Erwachsenen mit Urvertrauen, Bindungsfähigkeit, Kreativität, Intelligenz und Zufriedenheit und nimmt Eltern die Angst, dass sie dadurch kleine Tyrannen oder unselbständige Erwachsene heranziehen könnten.

Zu guter Letzt erinnert Susanne Mierau uns daran, das eigene Glück nicht zu vergessen. Glückliche Eltern können geduldiger und liebevoller auf ihre Kinder eingehen, was wiederum die Kinder glücklicher und das Familienleben entspannter und freudiger werden lässt.

Anita Rubey

Eltern als Team: Ideen eines Vaters für gelebte Vereinbarkeit

Birk Grüling, Kösel, 2021

Dieses Jahr verkündete Basti stolz, dass seine Freundin schwanger sei, er aber in der Arbeit so viel zu tun habe, dass er weder Papamonat noch Väterkarenz in Anspruch nehmen würde. Er hatte nicht überlegt, dass es sich bei beiden Angeboten vor allem um Zeit handeln würde, die er mit seinem Kind verbringen kann, um den Aufbau einer guten Vater-Kind-Bindung zu fördern. Basti wusste auch nicht, dass Mütter irgendwann gerne zurück in ihren Beruf möchten und deshalb die Unterstützung durch die Väter und der Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten nötig wären. Hoffen wir einfach mal, dass Basti niemals in seinem Leben einen bedeutungsvollen Job haben wird, wie etwa Bundeskanzler.

Falls doch, dann sollte man ihm unbedingt dieses Buch in die Hände drücken. Ein gut recherchierter Ratgeber, der weit über die oben erwähnten Themen hinausgeht. Er beschreibt vor allem, wie das Familienleben in den ersten Jahren so ganz allgemein aussieht und welche Herausforderungen auf die Eltern zukommt.

Kinder brauchen Aufmerksamkeit und Fürsorge. Da heißt es mit den Ressourcen gut haushalten, vor allem, wenn nicht nur der Wiedereinstieg in den Beruf klappen, sondern die Arbeit im Haushalt auch fair aufgeteilt sein soll. Insgesamt braucht es ein ausgeklügeltes Zeitmanagement, um Familienaktivitäten zu planen, Paarauszeiten zu finden und am Ende auch noch etwas für sich selbst tun zu können.

Neben all den spannenden Infos, werden immer wieder gesellschaftliche Hintergründe diskutiert. Ich selbst denke, es wird wohl noch länger dauern, bis Väter und Mütter tatsächlich verstanden haben, dass alles Geld der Welt den Kindern im Leben nicht weiterhilft, wenn das Gefühl einer sicheren Bindung zu beiden Elternteilen fehlt.

Der Autor dieses tollen Ratgebers arbeitet als freier Journalist bei Spiegel oder Men’s Health und betreibt auch einen Papa-Podcast. Aber er ist vor allem Vater und das aus vollem Herzen. Das einzig Schade, an diesem (geheimen) Buchtipp ist wohl, dass es sich um einen Titel aus Deutschland handelt und an der einen oder anderen Stelle der Bezug zu Österreich fehlt. Trotzdem ist es absolut lesenswert und zudem auch noch so locker geschrieben, dass man es schnell durchhat und sich danach einfach gut fühlt. Man stelle sich vor Väter und Mütter würden an einem Strang ziehen… Das Ergebnis wären wohl glücklichere Familien und glücklichere Kinder!

Arno Hraschan

Die Kunst, gelassen zu erziehen

Lienhard Valentin und Petra Kunze, Arbor, 2015

Dieses Buch handelt von Achtsamkeit im Leben mit Kindern.

Es reiht sich dabei in die Schlange an Achtsamkeitstiteln ein, und das leider nur weit hinten, trotz der hohen Fachkompetenz bezüglich Meditationspraktiken des Autors. Sie finden darin zwar alles über Achtsamkeitsmeditation und –praxis im Umgang mit sich selbst und anderen. Wer aber glaubt, hier Rat und Hilfe im Umgang mit Kindern zu finden, wird wahrscheinlich unzufrieden sein.

Die Tipps des Autors bezüglich Kindererziehung mögen im Buddhismus versierte Menschen als hilfreich empfinden, für alle anderen aber, die nach Alternativen zum pädagogischen Alltagschaos suchen, gibt es hier nur Anleitungen, wie man sich durch das Einreden höherer Ideale noch mehr unter Stress setzen kann. Dabei schwebt der Inhalt zwischen der Banalität einer Sonntagsbeilage und einem tatsächlichen buddhistischen Fachbuch.

Die beigelegte CD ist spitze, aber auch diese führt nur an Achtsamkeitsmediation heran und hat nichts mit Kindererziehung zu tun. Wer also ein Buch sucht, um Achtsamkeit zu lernen, bekommt hier einen Spitzentitel mit Meditations-CD! Wer etwas über Kindererziehung erfahren will, sollte lieber die Finger davon lassen.

Arno Hraschan

Die fünf Schlüssel zum Herzen deines Kindes: Wie Positive Parenting die Verbindung in der Familie stärkt

Eanes, Rebbeca, Kösel, 2019

Rebecca Eanes fasst ihre Kerninformation in fünf ineinandergreifenden Prinzipien zusammen:

  • Bindung: Grundlage der Eltern-Kind-Beziehung, die dem Kind eine lebenslange Sicherheit vermittelt

  • Respekt: Kinder sind Menschen wie wir und verdienen einen respektvollen und wertschätzenden Umgang

  • Proaktive Erziehung: Kinder erhalten durch ihre Bezugspersonen kontrollierte Rückmeldungen anstatt impulsiver Verhaltensäußerungen

  • Empathisches Führen: Die Führungsrolle wird von den Eltern übernommen, zugleich werden die Bedürfnisse der Kinder geachtet und wenn möglich in Entscheidungen miteinbezogen. Kinder fühlen sich dadurch verstanden und sind Teil des Familiengefüges

  • Positive Disziplin: Die Kinder lernen, je nach Entwicklungsstand, ihr eigenes Verhalten und ihre Impulse selbstständig zu kontrollieren und suchen selbstständig Lösungen. Dies passiert ohne externe Strafen

Die theoretischen Informationen in dem Buch werden durch wissenschaftliche Studien gestützt und enthalten viele praktische Anwendungsbeispiele für den Familienalltag. Die Eltern bekommen viele hilfreiche Anregungen, um ihr Kind feinfühlig zu begleiten und zu einem starken Menschen werden zu lassen.

Carina Krann

Die Abschaffung der Mutter: Kontrolliert, manipuliert und abkassiert – warum es so nicht weitergehen darf

Alina Bronsky, Denise Wilk, Deutsche Verlagsanstalt, 2016

Der provokante Titel passt zum Inhalt des Buches, das scheinbar alles hinterfragt, was heute in Deutschland gängige Norm im Bezug auf Mutterschaft ist. Viele Themen regen zum Nachdenken an, die geballte Ladung Kritik und der flapsige Schreibstil sind aber auf Dauer fast anstrengend.

Die Hindernisse beginnen schon beim Kinderwunsch, der einerseits mit einem beruflichen, wirtschaftlichen und sozialen Abstieg verbunden ist, andererseits mit so hohen gesellschaftlichen Ewartungen, dass sie kaum zu erfüllen sind – schon gar nicht von jungen Frauen. Sind dann aber endlich die perfekten Bedingungen vorhanden, muss es schnell gehen, denn schon ein Jahr ohne natürliche Empfängnis wird heute in Deutschland als „Unfruchtbarkeit“ definiert und ebnet den Weg in die Kinderwunschkliniken. Die Nachteile der Reproduktionsmedizin werden dabei oft verschwiegen, die Vorteile gepriesen.

Hat es geklappt und ist frau endlich schwanger, wird die Schwangerschaft von einem Blick auf das Risiko dominiert. Nur wenige Frauen genießen ihre Schwangerschaft unbelastet, der Großteil ist empfänglich für medizinische Maßnahmen, die ihnen nahegelegt werden. Die Frauen werden bevormundet anstatt respektiert.

Damit geht es auch nach der Geburt weiter. Die Autorinnen erzählen persönliche Erlebnisse aus ihrem Familienalltag und beleuchten alles mögliche kritisch – bis hin zu den Elternbildungsangeboten, „die Eltern zeigen, wo’s langgeht.“ Weiß jeder andere besser, was gut für die Kinder ist als die eigene Mutter? Wo bleibt das Gefühl und der Instinkt? Sogar das moderne Vaterbild ist den Autorinnen eine Kritik wert, weil es angeblich mit der Schwächung der Mutter einhergeht.

Weitere Themen sind Hausgeburt, Doulabetreuung, Kaiserschnitt, Mehrfachbelastung von alleinerziehenden Mütter, Sorgerechtsstreitigkeiten, frühe Fremdbetreuung uvm., immer wieder untermauert mit Zahlen, Statistiken und Interviews. Den Schluss bildet ein Ausblick in die Zukunft und die Frage: Wie wollen wir mit Kindern leben?

So ist das Buch empfehlenswert für Frauen, die sich kritisch mit den heutigen gesellschaftlichen Normen beschäftigen und die ein einseitiger Blickwinkel nicht stört.

Petra Hainz

Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten – der entspannte Weg durch Trotzphasen

Katja Seide und Danielle Graf, Beltz, 2016

Katja Seide und Danielle Graf leben in Berlin, haben insgesamt fünf Kinder und schreiben seit Jahren gemeinsam einen Blog. Die beiden Autorinnen sammelten jahrelang Geschichten und Erfahrungen im Austausch mit andern Eltern. Neben viel Berufswissen als Sozaialpädagogin und viel „Kindererziehungsliteratur“ ist es ein weiteres Buch neben dem „Geschwisterbuch“ bzw „Gelassen durch die Jahre 5 bis 10“.

Das heiße Thema Trotz beschäftigt alle Eltern – und das ist meist auch der Zeitpunkt, an dem sogar die Entspanntesten das erste Mal an ihre Grenzen kommen. Die Autorinnen schaffen es, Ursachen und Gründe für „die beliebtesten Wutanfälle“ aufzuzeigen und mit guten Worten zu erklären und einem hilfreichen Blick auf die Gehirnentwicklung aufzuschlüsseln. Viele Tipps für die Entschärfung „wutanfalltypischer Situationen“ im Alltag, Übersetzungshilfen und schnelle Möglichkeiten, um aktuelle Trotzanfälle abzuwettern machen das Buch zu einer guten Begleitung durch diese spannende Zeit. Einen großen Anteil sehen die beiden auch in der eigenen Wut der Erwachsenen und in der – langen Jahre üblichen – Erziehungsidee der „Tyrannen“ – und der Angst, in der Gesellschaft vor anderen als Eltern zu versagen.

Erstaunlicherweise spielen – gerade beim Umgang mit Trotzkindern – die alten „Erziehungs“methoden der schwarzen Pädagogik oder der NS-Zeit hinein, dass sogar Eltern, die ihre Kinder bedürfnisorientiert begleiten, in der Autonomiephase der Kinder von ihren Richtlinien abkommen und in alte „Erziehungs“weisheiten kippen. Den Autorinnen gelingt es, Verständnis zu vermitteln, Lösungsschritte und Wege aus Trotzanfällen aufzuzeigen. Sie schaffen es aber auch, klar zu machen, dass Erwachsene an sich selbst arbeiten und weiterentwickeln müssen und – vor allem auch einen Umgang mit der eigenen (teilweise sehr alten) Wut zu lernen. Viele schöne „Trotzbeispielsituationen“ – und der Umgang und die „Entschärfung“ davon machen das Buch sehr praktisch und anschaulich sowie leicht und unterhaltsam lesbar.

Ich freue mich schon auf ein Buch mit dem Titel: “Der entspannte Weg durch die Pubertät“!

Eva Pankratz

Bleib locker, Mama!

Felicitas Römer, Verlag Herder, 2016

Das Buch thematisiert in einer sehr kompakten und leicht leserlichen Form das Zusammenleben zwischen Eltern und Kindern. Es ist für all jene ein gefundenes Werk, die sich auf schnellem Weg Rat und Tipps holen wollen, ohne dabei lange Zeit zum Lesen aufwenden zu müssen – das Buch lädt zum Schmökern ein, es ist übersichtlich gestaltet und leicht leserlich. Alltagsnahe Situationen von Eltern und Kindern werden beschrieben, darüber hinaus wird über emotionale Aspekte und potentielle Konflikte des Erziehungsalltags aufgeklärt. Das Buch bietet Praxistipps und den Anreiz
zu einem Perspektivenwechsel in Richtung Achtsamkeit. Es regt dazu an, eigene Haltungen zu überdenken und als Elternteil auch die eigenen Bedürfnisse nicht außer Acht zu lassen. Das Buch unterstützt dabei, zu Gelassenheit im Familienalltag zu finden und dadurch die eigene Lebensfreude zu steigern. Zuletzt werden all jenen weiterführende Literaturtipps gegeben, die sich vertiefender
mit der Thematik auseinandersetzen wollen. 

Verena Blatnik

Alle Eltern können schlafen lernen

Julia Heilmann und Thomas Lindemann, Goldmann Verlag, 2014

Die Autorin und der Autor leben gemeinsam mit ihren drei Kindern in Berlin und forschen im vorliegenden Buch gängigen alten Erziehungsweisheiten nach. Sie versuchen herauszufinden, ob irgendetwas daran wahr ist oder vielmehr sogar das Gegenteil richtig wäre. Abwechselnd schreiben sie in 26 Kapiteln über die gängigsten Mythen der Kindererziehung und geben einen sehr erheiternden Einblick in ihr eigenes Familienleben. Sie gehen der Frage nach, warum sich Erwachsene, wenn es schwierig im Umgang mit Kindern wird, in diese sinnlosen Sätze flüchten, die man leider selbst als Kind viel zu oft gehört hat.

An Themen wird nichts ausgelassen, von Schimpfwörtern über Sexualität bis zum Haus im Grünen (wegen der Kinder), von Pränataldiagnostik bis über die Wichtigkeit des elternfreien Raumes. Leicht und unterhaltsam zu lesen – aber trotzdem genug Tiefgang, dass man über sich selbst und über die eigenen „Erziehungsgeräusche“ nachdenkt. Einzig Kapitel 17 „Wir haben es für die Kinder getan“ fand ich durch seinen Deutschlandbezug etwas mühsam zu lesen, obwohl das Thema „aufs Land ziehen wegen der Kinder“ in Wien auch sehr häufig ist.

Das Paar will keine Erziehungsratschläge geben und nicht sagen, wie man’s machen soll, sondern alle Eltern ermuntern, eigene Wege zu beschreiten. Sie sehen Kinder als eine Art „Weiterbildungsprogramm“, die uns an jene Grenzen bringen, denen wir uns freiwillig nie genähert hätten.

Ich empfinde es als umfassendes, unterhaltsames Buch, das zum kritischen Nachdenken über den alltäglichen Umgang mit den eigenen Kindern anregt, damit der Spaß am Zusammenleben bleibt!

Eva Pankratz

Corona Kids: Was wir jetzt für unsere Kinder tun müssen

Nicole Strüber, Beltz Verlag, 2021
Was wir jetzt für unsere Kinder tun müssen.

Jedes Alter hat bestimmte Entwicklungsaufgaben. Babys lernen anhand der Mimik. Sie brauchen Eltern, die sie trösten und ihre Gefühle spiegeln. Eltern sollen eine sichere Basis sein, damit ihre Babys und Kleinkinder die Welt erkunden können. Die Gefühlsregulation bei den Kleinen findet noch über die Eltern statt. Das passiert bei gestressten Eltern weit weniger.

So wurde unseren Kindern in der Pandemie viel abverlangt. Auch bei den großen Kindern ist Social Media kein Ersatz, um psychosoziale Erfahrungen zu machen. Durch Kontaktbeschränkungen gehen wichtige Erfahrungen mit Gleichaltrigen oder der Familie verloren. Auch Jugendliche hatten weniger Möglichkeiten sich von ihren Eltern abzugrenzen. Sie vermissten ihre Freunde, mit denen sie ihre Ängste und Sorgen teilen können. Das kann unter anderem zu Depressionen führen. Eltern fragen sich, ob ihre Kinder Spätfolgen entwickeln können.

Nicole Strüber nimmt den Druck und zeigt auf, warum es gerade jetzt wichtig ist, die Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Kinder brauchen nun zusätzliche Räume für ihre emotionale Entwicklung. Sie sollten nun das emotional und sozial Versäumte nachholen. Der verpasste Schulstoff darf nicht in den Mittelpunkt gestellt werden. Leistungsdruck wäre jetzt kontraproduktiv. Ein feinfühliger Umgang seitens der Eltern kann die Spätfolgen abfedern. Das heißt nicht, dass es immer Spätfolgen geben muss. Aber je später der Ausgleich stattfindet umso schwieriger wird es.

Dr. Nicole Strüber studierte Neurobiologie und Psychologie und promovierte im Bereich der Entwicklungsneurobiologie und -psychologie. Sie schreibt Bücher und ist eine gefragte Referentin für Vorträge und Seminare und Mutter von Zwillingen.

Claudia Versluis

Starke Kinder: Gezielt und fantasievoll

Methoden für selbstbewusste und ausgeglichene Kinder

Ingeborg Saval, Trias Verlag, 2014

Das Buch bietet eine Kompaktform von pädagogischem und psychotherapeutischem Know How inklusive Praxisanleitungen mit dem Ziel, Kinder in ihren entwicklungs- beziehungsweise situationsbedingten Lebensaufgaben begleitend zu unterstützen. Durch spielerische Anwendung von Elementen der Klopfakupressur sowie Fantasie-anregender Geschichten und Leitsätzen bietet die Autorin den LeserInnen Möglichkeiten an die Hand, gemeinsam mit ihren Kindern Stolpersteinen der Entwicklung positiv zu begegnen.

Nach einem theoretisches Wissen sowie Praxistipps umfassenden ersten Kapitel gliedern sich die Folgekapitel thematisch nach möglichen Schwierigkeiten der Kinder. Sie bieten eine Aufklärung über Ursachen sowie Handlungsanweisungen anhand lebensnahen Beispielen.

Die Autorin distanziert sich eingangs davon, Patentrezepte für den Umgang mit Kindern anzubieten. Beim Lesen bekommt man dennoch das Gefühl, dass durch die Anwendung der Vorschläge alles lösbar wird. Meines Erachtens bedeutend ist der kritische Blick der Autorin auf Diagnosen wie ADS, ADHS und HKS, die aktuell bedauerlicherweise eine fast inflationäre Anwendung finden. Positiv fällt auf, dass die vorgeschlagenen „Kraftsets“ je nach Kind individuell in Inhalt und Anwendungsdauer flexibel variierbar sind. Dies erscheint insbesondere für deren Anwendung im Alltag nützlich und je nach Vorlieben des Kindes gestaltbar. Betont wird die Bedeutung der Eltern als Rollenmodelle des Lernens bei Kindern und als Wegbegleiter. Vermisst wird an manchen Stellen, dass Kinder auch autonom und selbstwirksam kreative Lösungsstrategien für ihre Schwierigkeiten finden, von denen selbst wir Erwachsene noch lernen können.

Das für die Eltern formulierte Kapitel zur eigenen Stärkung ist eine anregende Idee, im Erziehungsalltag Druck und möglichen Perfektionismus abzubauen und auch auf sich zu achten.

vb

Diese und viele andere Bücher gibt es in unserer Leihbibliothek!

Zu unseren Entlehnzeiten könnt ihr jederzeit hereinschneien, schmökern und euch beraten lassen.
Entlehnzeiten: Montag bis Freitag von 9.00-13.00 Uhr

Die Bücher können für die Dauer von 3 Wochen entliehen werden.
Entlehngebühren:

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für Nichtmitglieder: € 2,00
Verlängerung: € 0,70 pro Woche