Die Brust bildet diese erste wertvolle Milch, das Kolostrum, bereits in der Spätschwangerschaft. Die kleine Menge ist gerade richtig für das Neugeborene, das sich langsam auf das Leben außerhalb der Gebärmutter einstellt.
Das Saugen will gelernt werden, und der Verdauungstrakt verträgt vorerst nur kleine Portionen, daher sind häufige aber kleine Mahlzeiten vernünftiger. Auch diese kleinen Mengen enthalten die nötigen Nährstoffe, Mineralstoffe, Flüssigkeit und vor allem zahlreiche Antikörper, welche das Neugeborene vor Infektionen schützen – eine erste passive Immunisierung. Das Kolostrum ist außerdem reich an Wachstumsfaktoren, welche die Ausreifung und Auskleidung des Verdauungstraktes unterstützen und so die Besiedlung mit krankmachenden Keimen verhindern, sodass sich eine gesunde Darmflora entwickeln kann.
Kolostrum beschleunigt die Ausscheidung des ersten Stuhles (Kindspech), so wird Bilirubin gut ausgeschieden und der Neugeborenengelbsucht vorgebeugt. Außerdem wird durch das Kolostrum der Stoffwechsel angeregt und der Blutzuckerspiegel stabilisiert.
Die Milch von Müttern, deren Baby zu früh geboren wurde, nennt man Pretermmilch – sie bleibt, auch bei steigender Produktion, länger im Stadium der Vormilch und versorgt so das besonders empfindliche Frühgeborene noch länger mit Abwehrstoffen.
Wenn du problemlos mit dem Stillen beginnst, freust du dich über dieses schöne Geschenk der Natur. Was aber, wenn du nicht Stillen möchtenst oder kannst, wenn du von deinem Kind getrennt wirst, wenn der Stillbeginn einfach nicht so klappt wie vorgesehen, wenn du vielleicht sogar schon eine problematische Stillzeit hinter dir hast?
Fast immer ist es möglich, ein Neugeborenes mit Kolostrum zu versorgen, dazu muss es nicht einmal an der Brust saugen. Ein händisches Gewinnen von Kolostrum in den ersten Tagen
behindert auch nicht ein gewünschtes Abstillen vor der reichlichen Milchbildung. Andererseits kann die frühzeitige Kolostrumgewinnung und Kolostrumgabe den weiteren Stillverlauf positiv unterstützen und möglicherweise eine frühe Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung unnötig machen.
Nähere Informationen zu diesem Thema findest du hier zum Download.
Manchmal ist es sinnvoll, bereits in der Schwangerschaft (ab der 37. Schwangerschaftswoche) einen kleinen Kolostrumvorrat anzulegen, z.B. bei Frauen mit Gestationsdiabetes
oder Diabetes mellitus Typ 1 oder 2, oder wenn bereits in der Schwangerschaft die Diagnose Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Herzerkrankung, neurologische Erkrankung oder vermindertes
Wachstum gestellt wurde.
Eine Anleitung zur vorzeitigen Kolostrumgewinnung findest du hier.