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Sinnvolle Maßnahmen zur Gewaltprävention im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt

Verschiedene Studien zeigen, dass bei schwangeren Frauen Körperverletzungen nach häuslicher Gewalt häufiger vorkommen als Diabetes und hoher Blutdruck.  Die gesundheitlichen Auswirkungen von Gewalt erhöhen in Folge die Wahrscheinlichkeit von Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen.

Bei einer Fortbildung im Nanaya führte Frau Mag. Sylvia Groth MAS vom Frauengesundheitszentrum Graz in die Standards für die Gewährleistung adäquater Ver­sorgung nach Gewalterleben ein. Sinnvolle Maßnahmen und Umsetzungsmöglichkeiten wurden aufgezeigt, um den Umgang des Gesundheitswesens mit Frauen, die Gewalt erfahren haben, zu verbessern. Hier eine Zusammenfassung:

1. Gewalt ist gefährlich
Eine Intervention darf nicht noch mehr gefährden, besonders bei Trennungen ist das hochgefährlich.

2. Gewalt ist alltäglich
Wahrnehmen gehört zur Grundversorgung. Ein Grundwissen im Gesundheitswesen und eine routinemäßige Exploration wären notwendig, weil Gewalt so häufig vorkommt. Nicht alle müssen ExpertInnen sein, aber sie sollen das Problem ansprechen und Hilfen vermitteln können.

3. Gewaltopfer brauchen Wertschätzung
„empowerment der Frauen“
Eine Frau entscheidet selbst, was sie will, das müssen wir akzeptieren!
Viele Helfende glauben, für die verletzte Frau entscheiden zu müssen. 

4. Gewalt muss gehört werden
Es wäre wichtig, Expertinnen zu haben, zu denen wir weiter verweisen können.

5. Netz der Hilfsangebote muss dicht gewebt sein
Wenn Gewalt einmal wahrgenommen wird, steigt die Nachfrage, aber das hilft trotzdem langfristig Kosten zu sparen.

6. Wissen muss verfügbar sein
Telefonnummern von Notruf, Kinderschutzzentren… sollen aufliegen.

7. Gewalt ist unrecht und wiederholt sich
Daher ist Dokumentation wichtig.

8. Heilbehandlung erfordert Spezialkenntnisse
Sie soll ohne lange Wartezeiten und mit Übernahme der Kosten möglich sein.

9. Gemeinsam gegen Gewalt ist effektiv
Die Zusammenarbeit unterschiedlicher Einrichtungen ist sinnvoll.
Gewalt ist noch immer ein Tabu, wir dürfen nicht Teil dieser Verdeckung werden!

10. Alle Opfer sind gleichwertig
Gewalt erleiden Frauen in den unterschiedlichsten Lebenslagen, speziell vulnerable Gruppen sind: Migrantinnen, behinderte und schwangere Frauen!!

11. Engagierte Fachkräfte brauchen Rückendeckung
Weil die Arbeit so belastend, unliebsam und mühsam ist, braucht es Ressourcen und Unterstützung von oben herab, also eine Entscheidung der Leitung! Sonst wird das Thema entweder schnell wieder verleugnet oder die Mitarbeiterinnen, die sich dafür engagieren, riskieren ein Burn Out.

12. Vorbeugen ist besser als Heilen
Etwas tun ist immer eine Prävention vor weiteren Schäden!

Sinnvolle Maßnahmen:

  • qualifiziertes Infomaterial haben und verbreiten
  • Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung: Kooperationsnetze
  • Qualitätsstandards festlegen: evt. Zertifizierung für Spitäler: „gewaltfreies Krankenhaus“, Gewaltschutzprogramme (z.B. für aggressive Männer)
  • frauenspezifische Angebote – und Frauenräume
  • Leitlinien für Ausbildungen (z.B. für ÄrztInnen, PsychologInnen…), Frage nach Gewalterfahrungen in den MU-KI-Pass
  • Ergebnisse und Erfahrungen guter Praxis übernehmen: z.B. von Kriseninterventionszentren
  • Aus-, Fort- und Weiterbildung
  • in der Erstausbildung: Sensibilisierung, Basiswissen, eigene Ängste ansprechen, Vorurteile abbauen
  • berufsbegleitend: aktuelle Handlungskompetenz erweitern

PatientInnenrechte stärken:

  • Recht auf angemessene Behandlung
  • Wahl ob Behandlung von Frau oder Mann
  • Recht auf aktiven Schutz vor Übergriffen
  • Recht auf Unterbringung in einer Frauenabteilung
  • Recht auf Wahl der Behandlungsmethoden